Zum Jahrestag
Ich weiß, da will niemand was von hören, aber......
Das ist so ein Satzbeginn,
da kommt man ins Grübeln über die selbst gefühlte Aufrichtigkeit der Person,
die diesen Versatz ins Spiel bringt, um....
Ja Warum ?
Um die Wichtigkeit und Richtigkeit der nun folgenden Aussage zu unterstreichen ?
Ich bin kein Linguist und auch kein Pychologe, aber....
Da ist er schon wieder !
Und womit hängt das zusammen, also warum mache ich das ?
Sage nicht einfach, was ich sagen will?
Höre nicht das, was ich da gehört habe
und reagiere darauf in der gleichen direkten Weise ?
Und wo wir grad dabei sind:
Warum werden die Leute, die genau das tun,
(direkt sagen was sie meinen, was ihnen zu den geäußerten Themen einfällt),
immer wieder gedisst, gemobt und weggeatmet ?
Vielleicht muß ich da doch ein wenig weiter ausholen,
um mir darüber klar zu werden.
Ich bin inzwischen in einem Alter, wo das Gefühl,
die Zeit liefe mir davon, nach vorne drängt
und mir den Kampf ums Hiersein zu einer stetig wachsenden Aufgabe macht.
Also gehen wir den Umweg über die aktuelle Situation,
der wir nicht entkommen.
15.3.21
1 Jahr vollzogener Lockdown.
1 Jahr Strukturschwäche in allen Lebensbereichen.
1 Jahr länger Schlafen macht auch nichts anders.
1 Jahr Diversitätsstopp.
1 Jahr Headlinegebot für das eine Thema.
1 Jahr Klarsichtverzicht, weil wir fahren ja auf Sicht, da weiß man nie, was kommt.
1 Jahr Konfliktvermeidung durch Zuspitzung auf Nebenschauplätzen.
1 Jahr Liegenlassen von möglichen und nötigen Erkenntnissen.
1 Jahr Selbstbeschau, wie gut, wie schlecht ich, wir im Vergleich zu euch, denen im Geschehen abschneiden.
1 Jahr der Versuch Veränderung als notwendig zu titulieren, ohne sie wirklich zuzulassen, also alles beim Alten zu erhalten und dabei das notwendig Neue, möglichst ohne Wirkung darin, anzupassen.
1 Jahr voller Versuche, die Pandemie und die Reaktionen darauf für alles mögliche zu instrumentalisieren – Solidarität gegen Gewinn und Wachstum auszuspielen, Gemeinwohl gegen individuelle Freiheiten aufzurechnen, Hilfe gegen Stillhalten zu argumentieren, althergebrachte Konzepte an der neuen Situation anzudocken, ......
Dabei ist das überhaupt nicht neu.
Die Korruption der politischen Klasse hat unsere Demokratie schon begleitet,
als es sie noch gar nicht gab und ist ungebrochen in stetig veränderten Mäntelchen
heute genauso schwer und leicht zu entdecken wie vor 20, 40, 60, 80, 100 Jahren.
Wahrheit war schon immer ein flüchtiges Gut,
wurde in der Durchsetzung gewollter und meist gegen die Gemeinschaft gerichteter und von ihr bezahlter "Maßnahmen" gebeutelt und gebogen,
relativiert und demoliert, zerstückelt und zerhackt, desavouiert und mit Wahrheiten bombadiert,
die von Werbeagenturen zum besseren Verständnis ausgedacht sein könnten –
wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen.
Frustabfuhr geschah schon immer auf Kosten derer, die dafür auserkoren wurden,
weil die Möglichkeit, sie zu Sündenböcken, zu Sklaven, zu Handlangern, zu Opfern zu machen,
in der Geschichte und der Tradition verankert, keine großen Mühen und Konsequenzen nach sich zieht.
Und auf der anderen Seite
ein Licht um mich,
das mich zurückbringt in seit 50 Jahren vergessene Bilder,
Stille an Orten, wo das 11 te Gebot von Robert Gernhardt seit Jahrzehnten mißachtet wurde,
eine Luft, die jetzt in der Märzkälte an frischeste Bergluft gemahnt,
die Angebote in der Nachbarschaft, zur Hilfe, zum Einkaufen, zum Reden,
das Nachdenken über Veränderungen, die auch nach der Krise helfen können,
die Suche nach Glaubwürdigkeit, die grad immer wieder aufblitzt,
das Bewustsein über die Liebe zueinander,
all die Fragen, die, wenn auch verschähmt manchmal, im öffentlichen Diskurs auftauchen,
Fragen nach solidarischen Strukturen, digitalen Inovationen, Innenstadtgestaltung, Armutsbekämpfung, Gemeinwohl, sozialer Sicherung, und und und
Und jetzt zu mir.
Wenn ich morgens auf der Schlafstatt beginne
mich aus meinen Träumen zu schälen,
weil die geschwächte Prostata den Harndrang schmerzhaft werden lässt
und ich gleichzeitig abzuwägen versuche, ob die Schlafhaube, in der ich noch verkuschelt bin,
nicht vielleicht doch noch tragfähig genug ist, wieder abzutauchen in erholsame, endlose Weiten,
wenn ich meine schlafverklebten Gedanken auf ihre Wirklichkeitsfähigkeiten abklopfe,
die daraus folgenden Bilder, Stränge und Erkenntnisse luzide betrachte,
mich ihrer Wahrhaftigkeit zu vergewissern suche
und irgendwann dann doch den Weg zur Erleichterung gehe,
wenn ich dann realisiere, wie früh es noch ist
und in dem leicht veränderten Bewustseinszustand,
vom angeregten Kreislauf beflügelt, entscheide,
daß ich den Rest des Nachtschlafes in den Nachmittag verlegen werde,
wenn ich dann also,
frischer Gedanken fähig am Küchentisch sitze und beginne,
meine Situation zu überdenken -
was da alles noch kommt,
wie ich demgegenüber aufgestellt bin,
wie ich als Teil des Ganzen wozu beitrage,
wann es wozu Zeit sein wird,
dann bleibt eigentlich nur die Erkenntniss,
daß ich, genau wie alle anderen auch,
daß wir, egal wie klein, groß, glücklich,
schuldig, bekloppt, arm, reich, gestylt, gerupft -
Wir werden diese Welt hinterlassen !
Die Frage ist nur, wie die dann aussieht, wenn wir es tun.