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VeilchenDienstag

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VeilchenDienstag

Es dämmerte, sie hatte 1 1/2 Stunden.
So lange dauerte das Training in der Halle, so lange war Hannes versorgt, so lange war sie frei.
Na ja nicht ganz, der Brief an Roman mußte geschrieben werden. Sie machte sich auf den Weg, ein Café zu suchen. Den Stadtteil kannte sie noch nicht. Überhaupt war sie erst vor einem halben Jahr mit der Familie hergezogen und Hannes war erst seit 3 Wochen beim HCE.
Sonst hätte sie auch dem heutigen Training nicht zugestimmt. Ausgerechnet am VeilchenDienstag. Aber Hannes brauchte jetzt die Kontinuität.
In Köln wäre das undenkbar: HockeyTraining der Kinder mitten im Karneval. Aber hier ?
Egal, Hannes war in der Halle und sie schlenderte durch die Gegend. Zum Glück hatte sie die Pömps eben noch gegen die Walking Schuhe getauscht, jetzt fühlte sie sich ungebunden, leicht, fast beschwingt. Doch jede Straßenecke, um die sie lugte, bot ihr in der Hinsicht, "Da kehre ich ein", einen eher trostlosen Anblick. Wohnhäuser, Straßenlaternen, Leere.
Da hinten schimmerten ein paar Lichter durch die Büsche, war da ein Biergarten ? Sie ging durch das eingemauerte Tor und es tat sich ein großer Platz auf, umsäumt von Hecken, kleinen Wasserbassins, schön gestaltet. Aber in dem Alten Fachwerkhof war keine öfentliche Tür zu entdecken. Sie steuerte auf den größten Lichtpunkt zu, dort waren Klingel und Klingelschilder mit Namen angebracht, eins hieß: Empfang Altenwohnanlage – hier war kein Platz zum Kaffeetrinken, zum Verweilen.
Da hinten am Ende war noch ein eisernes Tor mit einem Schaukasten an der Seite. Sie ging darauf zu.
Licht und Luft Sportgemeinschaft, bitte klingeln, stand darauf. Sie tat es, denn an der Tür des Gebäudes hinter dem Tor hing ein Ausleger, an dem baumelte ein einladendes Blechschild: Café.
Der Summer summte, sie drückte das Tor auf und ging auf die Tür zu. Ein Mann im Bademantel öffnete und sah sie leicht verwundert an: "Ja bitte, kann ich ihnen helfen ?" "Ich würde gerne einen Kaffee trinken und etwas schreiben, geht das ?"
"Schreiben sie ein Buch ? ", fragte er zurück. " Nein, nein, es ist ein Brief, den ich schreiben muß."
Der Mann musterte sie von oben bis unten: "Nun ja, im Prinzip ist das möglich, aber wir sind hier ein Freikörperkulturverein, sie müßten ihre Kleidung ablegen, bevor sie ins Café gehen können." Sie war bass erstaunt, aber die Selbstverständlichkeit und das angedeutete Bedauern, mit dem diese Ankündigung vorgetragen wurde, ließen sie zögern, sich sofort umzudrehen und die Tür zu verlassen. Sie überlegte.
"Kann ich meine Schuhe anbehalten ?" fragte sie.
"Kein Problem, ist ja eh grad Karneval, da kann man sich schon mal verkleiden", war die Antwort. Der Brief an Roman würde ein ganz besonderer sein, das war klar. Sie trat ein.

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