Menschen sind auch nur Helden

Das einzig wahre Nibelungenlied

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Das einzig wahre Nibelungenlied Teil I

Im Wald, im Pfuhl, schon nicht mehr siech,
erschlagen lag ein stinkend Viech,
von Siegfrieden dahingerafft
kein andrer hätte das geschafft.

Nach endlos langem Todeskampf
quoll der Echse Feuerdampf
aus mehr als einer Panzerritze.
Der Held trieb sein Tun auf die Spitze
und hat dem Tier noch eine geklebt,
das hat es dann nicht mehr überlebt.

Der müde Sieger reckte die Glieder
und ließ sich zum Drachenblutbade nieder.
Die Kloake stank zwar stark nach Urin
doch macht sie unverwundbar ihn.

Jeder andre wär ganz betroffen
in der schleimigen Brühe elend ersoffen.
Der Held dagegen fühlte sich gut
in dem ekelhaft glibberigen Zaubersud.

Schwimmend träumte er von der Schönen,
die er zum Tanzen, Klönen, Verwöhnen
und anderen Dingen,
wollte für sich erringen.

Sie war die Maid,
die zu der Zeit
jeden Mann betörte
wenn er von ihr hörte.

Niemand sah sie je,
diese Quasi-Fee
und so träumte jeder Werber
seinen eignen Traum,
die einen sanfter, die anderen derber
und immer war er Schaum.

Aber ein Held ist ein Held
und der macht sich Welt
wie’s gefällt,
gellt ?

So schwamm er lang und ersann sich ein Bild
von der sagenumwobenen Kriemhild,
das hier und da noch Lücken hatte,
doch das würd´ sich geben, war er erst mal ihr Gatte.

Dann rannte er runter
zu König Gunther
nach Worms in die große Stadt,
doch das Lindenblatt
auf der Schulter über dem Herzen vergaß er glatt.

Dort wird es bald schmerzen,
wenn die einzig verwundbare Stelle
des Speeres unheilsamer Schnelle
nicht widerstehen kann.

Doch das ist noch gar nicht dran.

Auf dem Weg nach Worms traf Siegfried Leute,
die er nach Kriemhilden frug,
und die er, wenn sie sie nicht kannten
ohne Zögern einfach erschlug.

Das war´n zwar nicht viele, nur zwei oder drei
und da war auch noch ein Karnickel dabei,
doch mit solchen und ähnlichen Taten schuf
Siegfried sich einen gewissen Ruf.

Aber ein Held ist ein Held
und ein Held gefällt,
selbst wenn er die dümmsten Sachen anstellt.

Auf einem Berg
traf er den Zwerg-
König Alberich,
der mehr einem Zwerg
als ´nem König glich;
auch der kannte Kriemhilden nich.

Schon wollte Siegfried ihn erstechen,
seine Lebenskraft zerbrechen.
Doch plötzlich war der Berg leer
und Siegfried sah keinen Zwerg mehr.

Der völlig verdutzte
Held stutzte.

Der Gnom war verschwunden und pfiff
zum unerbittlichen Gegenangriff.
Beinah´ wär Siegfrieds erste Zweikampfschlappe
gescheh´n durch den Zwerg mit der Zauberkappe.

Doch ein Held wär kein Held
würd’s auf der Welt
einen geben,
der sein Leben
nähme vorm Ende der Geschicht´
, nein so etwas gibt es nicht.

So dauerte es zwar leidlich lang,
bis er den Hutzelmann bezwang
doch zum Wohle der Historie
siegte er mit Glorie.

Er tat dies ohne zu töten gar,
was wiederum vonnöten war,
denn nur Alberich kannte den Aufenthaltsort
vom sagenhaften Nibelungenhort.

Tarnkappe, Schatz und tausend Kämpfer,
alles nahm Siegfried - ehrlich
für Alberich ein herber Dämpfer
er lebte fortan spärlich.

Aber weiter im Lied
mit Siegfried.

Bald eilte sein Ruf ihm nach Worms voraus,
man malte sich schon sein Kommen aus.
Und als er die Stadt schließlich erreichte
war König Gunther grad bei der Beichte.

Der Türmer schlich schlotternd vor den Thron.
„Na,“ fragte Gunther, „na mein Sohn,
was tut sich vor den Toren ?“
„Härr, virr ssinnt vvverlooren,“
stotterte der Wächter
und sprach danach noch schlechter.

„Ssss nahht dr Rrreckke sicknfritt.“
Ein kurzes Schweigen - „Shit“-
entfuhr es da dem König,
er sorgte sich nicht wenig:

„Was will der hier,
das grausame Tier,
bei mir ?“
Und er schickte den stolzen Hagen,
Siegfried danach zu fragen.

Die Antwort erstaunte
den König, er raunte,
nicht schlecht:
„Mit welchem Recht,
verlangt dieser Knecht,
dieser Schnösel aus Wesel
meine Schwester zur Frau ?“

Hagen korrigierte: „Genau -
genommen kommt er aus Xanten
und eine Eurer Gnaden Urgroßtanten
hat einst seinen Vater empfangen.
So gesehen ist sein Verlangen
nicht rundherum abzulehnen.
Außerdem wär’s böse jenen
Unhold vor den Kopf zu schlagen.“

Soweit Hagen

Die Meinung die Gunther von Kriemhild hatte
steht auf einem ganz andren Blatte.
Daß sie nicht überschwänglich war
macht uns seine Antwort klar:

„Und wenn schon“, sprach er, „wie soll das geh´n ?
Kriemhild ist blöd und nicht gerade schön.
Der Held wird ihr holdes Antlitz kaum loben,
er wird sie anseh´n und fürchterlich toben.“

„Gewiß, das Problem
ist nicht angenehm“,
so Hagen erneut,
„ich bin da auch nicht grad erfreut.
Doch sollten wir Kriemhild stattlich auskleiden,
vielleicht kann Siegfried sie ja leiden.“

Gunther nahm sich Zeit und bedachte
die Sache lang, bis er dann lachte
und folgende Anweisung von sich gab,
er überraschte damit den ganzen Stab.

„Ich will dem Schlingel
nicht einfach zu willen sein.
Nein.
Klingel
daher nach Giselher,
meinem Bruder,
tupfe ihm Puder
auf die Haut,
daß er sich traut,
staffiere ihn aus,
daß ´ne Frau wird draus
und schick ihn raus
aus dem Haus
vor die Stadt,
und hat
Siegfried Gefallen an ihm ist Ruh´
ansonsten bleibt das Stadttor zu.“

So sprach der König von Burgund,
amüsierte sich prächtig und
schickte den Bruder vor das Tor,
stellte sich Siegfrieds Verblüffung vor.

So trat Giselherkriemhild vor Siegfried hin:
„Ich gestehe, daß ich ängstlich bin“,
sprach er zum stattlichen Recken
und suchte sein Antlitz zu verstecken.

Ein Held ist ein Held
und ein Held der stellt
niemals in Frage die eigene Welt.

„Du bist genau“,
so sprach er, „die Frau,
die ich erträumte,
wegen derer ich nicht säumte,
mich selbst fast umbrachte,
die, für die ich alles machte.“

Der überaus verdatterte
Giselher ergatterte
zum Halten einen Schild.
„Du Kriemhild“,
sprach Siegfried weiter,
„sollst sein der Wegbereiter
für mein Lebensglück,
du bist das Geschick,
das ich ersehnte.“
Giselher der lehnte
sich noch fester an,
Siegfried wurde sein Mann.

Gelähmt zum Traualtare schritt er
sechs Tag und Nächte lang litt er
doch als dann nahte Tag sieben,
begann er Siegfried zu lieben.

„Ein Held ist ein Held
und ein Held gefällt,
selbst wenn er dir zum Mann bestellt“,
gab er zur Antwort als Gunther stumm
fragte: „Warum ?“

Und Siegfried in seiner Unschuld
verlor nicht die Geduld,
sein Weib zu betten auf Rosen
und zärtlich zu liebkosen.

Daß was dabei nach außen drang
machte vor allem Hagen bang:
„Das Paar ist so glücklich,
so überaus traut,
so weidlich erquicklich,
so gut gebaut.
Da muß sich Gunther nach Bräuten umseh´n
sonst könnte es ihm schlecht ergeh´n.
Am End verliert er noch Amt und Würden,
das tät sich Siegfried mit Freuden aufbürden.“

Hagen sah das Königreich wanken
und machte sich jede Menge Gedanken.
Am Ende beschloß er zu intervenieren
und seinen Herrn zur Größe zu führen.

Bevor jedoch das Unglück geschieht
endet vom Lied
hier Teil eins
dies Lied ist wahr, sonst keins.



Das einzig wahre Nibelungenlied Teil II

Im Schloß, im Bett, schon kaum noch wach,
lag der König und dachte nach.
Die Ereignisse der letzten Wochen
waren ihm unter die Haut gekrochen.

Seit Siegfried den Bruder zur Braut nahm
dachte sich Gunther das Hirn lahm,
wie das vonstatten ginge
und all solche Dinge.

„Bei all dem Geschmuse des Paares
muß doch was wahres
auch außer dem äußeren Schein
dran sein.“

Und er überlegte welchen Reiz
er nutzen konnte seinerseits,
um ähnlich glücklich zu werden.
Er dachte an all die Beschwerden,
die das ungleichgleiche Paar überwand,
er dachte lang, bis er die Lösung fand,
und wär von selbst wohl nie drauf gekommen,
hätt Hagen ihm das nicht abgenommen:

„Auf die Frau, Herr, wollt ihr nicht verzichten ?
Da gibt’s in der Sänger Geschichten
die Mär von der Frau, die jeden bezwingt,
der ihr mit dem Heiratsversprechen winkt.
Wenn ihr sie freit,
dann seid ihr bereit,
Siegfried das Wasser zu reichen,
dann seid ihr seinesgleichen.“

Brunhild hieß die wüste,
an deren karger Küste
schon mancher Werber schmählich verzagte.
Gunther bat Siegfried um Hilfe, eh´ er es wagte
die unsicheren Gefilde anzusteuern
und er bat Hagen ihn dabei anzufeuern.

Ob es nun Hagens Zuspruch war
oder Siegfrieds ewig blondes Haar,
das diesen dazu brachte,
daß er die Reise machte,
berichtet vom Lied keine Abschrift.
Nur daß eine kräftige Westdrift
die Insel beinah verfehlen ließ
ist ab und zu erwähnt
in Kopien auf die man stieß.
Der Hörer gähnt
ich will mich eilen,
den weiteren Verlauf
hier mitzuteilen.

Ein Held ist ein Held
und ein Held gefällt
selbst wenn er dem König
zum Knappen bestellt.

So, kaum in Isenland angedockt,
die Schiffe leidlich festgepflockt,
rannte Brunhild auf Siegfried zu:
„Du“, schrie sie freudig, “ ja du,
du könntest der Mann sein... “
„Mußt du mich anschrein ?“
gab Siegfried schroff zurück.
„Bitte nimm mich und pflück
die reife Frucht in mir,
besieg mich und ich bin dir“,
vollendete Brunhild, sanfter jetzt.
Doch Siegfried hat Gunther in Szene gesetzt.
Er sei der Werber, der stolze Galan.
Gunther nahm Haltung an. Wie ein Fasan
reckte er Hals und die Glieder.
Brunhild machte ihn nieder.

„Was,“ sprach sie, „den Wicht ?
Den will ich nicht.“
Ergänzte noch: „Du meine Güte,
der kommt ja gar nicht in die Tüte.
Solch ein klappriger Heiopei,
da bleib ich doch lieber frei
und Gott sei mir gnädig,
ledig.“

Gunther ward umgehend leichenblaß.
Hagen sah dies und sprach: „Das Faß
ist nah am Überlaufen.
Wir wollen hier nichts billig kaufen,
nicht leihen und nichts geschenkt
; ein schwächlich Weib ist, wer das denkt.“

„Noch so ein Diener, der für den Herren spricht,“
staunte da Brunhild,“ ich glaub’s ja nicht.
Na gut, es sei, du Möchtegernetzel,
auf geht’s zum großen Freiergemetzel.“

Siegessicher ließ sie die Recken stehen,
nahm Stellung ein, ganz lässig nur,
die ersten Zornesflecken warn zu sehen
und sie schimpfte, in einer Tour.

Der Kampf begann und Gunther schwankte,
worauf sich Brunhild beim Schicksal bedankte,
doch bei ihrem schwächeren Widersacher
stand Siegfried mit dem Unsichtbarmacher.

Der warf den Speer, der stützte den Sprung
durch ihn ward der König munter und jung
und niemand konnt seh´n wie er Gunther zur Hand
am Ende gar Brunhilds Wunden verband.

In allen drei Disziplinen
war Gunther als Sieger erschienen,
doch das geschafft
hatt´ Siegfrieds Kraft.

Ein Held ist ein Held
und ein Held verfehlt
selten das Ziel,
das er einmal gewählt.

Brunhild war sauer
ob der Schmach
doch viel genauer,
sie dachte nicht nach,
konnte sie das Geschehen nicht fassen.
Sie hatte sich einfach besiegen lassen;
war völlig verblüfft,
wurde eingeschifft,
nach Süden willenlos verschleppt
und fühlte sich nicht mal groß geneppt.

Doch sie wurde nicht brav,
sie war ja kein Schaf.
So hat sie dann in der Hochzeitsnacht
ihrem Ruf als Walküre alle Ehre gemacht.

Als Gunther sich lüstern ihr nähern wollte,
wand sie sich ab und rollte
seitlings hinaus aus dem Bett
und Gunther bekam sein Fett.

Bald lag Brunhild auf ihm, oben.
Er konnte wüten, er konnte toben,
all sein Ringen, all sein Bemüh´n
konnten ihn nicht der Umklammrung entzieh´n:
Gunther blieb drunter.

An diesen intimen Kampf um die Macht
hatte der Freier nicht gedacht.
Seine Niederlage war schnell besiegelt,
er ward von Brunhild zünftig gestriegelt
und ihrer Rache zur Krönung
gab sie ihm volle Dröhnung
und band ihn mit dem Laken
an den Kleiderhaken.

Gunther stierte nun von der Wand
an der er sich schwebend, klebend befand
und benötigte einige Stunden
der Knoten Wege zu erkunden.

Kaum befreit hätt´ er die schlafende Brunhild
am liebsten gleich hinterrücks, meuchlings gekillt,
doch ob seiner Stellung bei Hofe
ließ er die Frau in der Poofe,
nahm vorlieb mit dem Gästezimmer.
Ab hier wird die Geschichte schlimmer.

Ein Held ist ein Held
und ein Held verfällt
wenn sich zum Freund ihm ein Dummkopf gesellt.

Man meint fast Gunther hätte ein´ an der Klatsche.
Schon wieder saß der Kerl in der Patsche
und wieder bat er mit Argumenten, mit faden
Siegfried es für ihn auszubaden.

Der Held sollte für ihn das vollzieh´n
was ihm bei der Frau unmöglich schien.
Im Dunkel der Nacht sollte Siegfried sie zähmen,
Armer Gunther, solltest dich schämen.

Doch hat er sein Glück hier zuviel strapaziert.
In der folgenden Nacht hat Siegfried kapiert,
was ja auch kein Wunder ist,
da Brunhild mancherorts runder fließt.

Aber immer schön der Reihe nach.
Siegfried betrat das Schlafgemach.
Brunhild trainierte schon mit den Kissen,
Gunther auch diese Nacht zu vermiesen.
Der schmiß ihr Schimpfwörter an den Kopf,
Siegfried versteckte sich auf dem Topf.
Dann drohte Gunther: “Dir zeig ich’s , Schrapnelle,“
und löschte das Kerzenlicht auf der Stelle,
verkroch sich in der hintersten Ecke,
daß Brunhild ihn nicht zu früh entdecke.

Was Siegfried im einzelnen unternahm
ist nicht durch der Dichter Wort gedrungen,
doch haben die beiden bald äußerst zahm
miteinander gerungen.

Der überaus verwirrte
Siegfried, der irrte
nach vollzogenem Koitum
noch stundenlang im Schloß herum.

Er überlegte welch Konsequenzen
nach solch überschrittenen Grenzen
er zu ziehen hatte.
Sein Gatte,
der Giselher,
interessierte ihn plötzlich nicht mehr.

Ein Held ist ein Held
und ein Held gefällt
in der Rolle,
die er sich selbst gewählt.

Ach ja, den gedoubelten Monarchen
hörte man nächtens zufrieden Schnarchen.
Nur Brunhild weinte bitterlich,
weil ihr Schwachkopf nun einem Ritter glich.

Am Morgen jedoch, da wich ihr Vertraun,
als Siegfried sie bat mit ihm abzuhaun.
Als er dann noch erklärte
all das bislang verkehrte,
sagte sie voller Stolz
„Was soll’s,
jetzt bin ich durch soviel Lug gewandelt
und ihr habt mit soviel Trug gehandelt,
da brauch ich auch keinen Ritter mehr.
Schwer -
fällt mir die Entscheidung nimmer,
Von Liebe habt ihr beide keinen
Schimmer.“

Ein Held ist ein Held
und ein Held ist gestählt
wenn man ihm unrechtes Tun vorhält.

„Was,“ sprach da Siegfried, „du olle Walküre,
du und deine bekloppten Schwüre,
nur Sieger und Helden sollen dich frein,
das soll Liebe sein ?“

Und er schulterte das herrliche Weibsstück
und ritt mit ihr nach Xanten zurück.
Der Stenz
zeigte Konsequenz.

So könnte sie glücklich Enden die Geschicht,
doch das tat sie leider nicht.



Das einzig wahre Nibelungenlied
Die Rache

In Worms resümierte Hagen
in den nachfolgenden Tagen
die Eskapade:
„Schade,
mit diesem Kämpen und all seiner Tugend
hätten wir die ganze Jugend
der Welt an uns binden können,
die Sympathien die rönnen
uns einfach so zu
und nu ?
Alles nur Schmu.“

Und auch sonst war es in der Burgunden Welt
nicht gerade zum besten bestellt.

Gunther plapperte ständig Vergessen,
die Erfahrung hatte tief drin gesessen.
Giselher gespensterte auf alle Vieren
durchs Schloß,
ging mit seinem Unglück hausieren
und goß
sich Tag für Tag die Hucke voll,
nein, das Leben war nicht mehr toll.

So kam es aber, daß die sonst isolierte
Kriemhild Fetzen vom Geschehen konstatierte.
Vor lauter Zorn
ob diesem Dorn,
vor lauter Verdruß
über den Stuß,
stellte sie ihren Bruder
„Du Luder“
zur Rede,
drohte mit Familienfehde
und ähnlichem Scheiß
gäbe er nicht preis:
„Warum du so unglücklich bist ?“
Da erfuhr sie den ganzen Mist.

„Siegfried war hier ?
bedrängte sie erst Hagen,
der in unnachahmlicher Manier,
weltmännisch beschlagen
Gunther die Antwort zuschob,
was diesen aus den Angeln hob.

Kriemhild beharrte,
Gunther erstarrte
und gab zu:
„Ich war dämlicher als du.“

Kriemhild sah die Blamage
und geriet in Rage:

„Das ist ja wohl die Höhe, ihr Lieben
bei euch ist der Geist embriotisch geblieben
Der Mann, den ich träumte, schon als werdende Jungfer,
der mit dem allermännlichsten Schwung der,
den Besten der Besten, der mir bestimmt,
bei dem jedes Frauenherz mindestens glimmt,
diesen Gott in Menschengestalt,
Siegfried halt,
den habt ihr mir wissentlich vorenthalten,
ihr tumpen, verblödeten Brüder, ihr Alten.
Ihr seid mir ja eine schöne Parade,
ihr habt’s verbockt, biegt´s wieder gerade.“

Dem Thron zollte sie keinen Respekt mehr,
ging auf ihr Zimmer und aß das Konfekt leer.

Ein Held ist ein Held
und ein Held wird geprellt
indem man ihm
eine Falle stellt.

Gunther bei seiner Ehre gepackt
hat gleich einen Brief eingesackt
und ihn nach Xanten übersandt.
Vor den Wormser Toren stand
leider, glücklicherweise
ein Heer von Sachsen auf der Reise
und bedrohte die Stadt - setzte sie matt.

Dem Helden, dem die Tücke fern
half seinen alten Freunden gern.
Er kam in Eile
und schoß seine Pfeile
auf die Feinde ab.
Die machten schlapp
und eh man sich’s versah
war der Sieg da.

Als man später feierte,
seiherte
Hagen scheinheilig daher
und auch Giselher
versuchte dazwischen
Vergangenes aufzufrischen.

Doch alle bekamen nur
Siegfriedens Abfuhr.
er sei glücklich, da wo er sei,
echte Liebe sei auch dabei:
„Ich bin glücklich, da wo ich bin,
Intervention hat keinen Sinn.“

So traf man sich abends vor dem Thron,
aufmerksame Hörer wissen es schon,
und beschloß dort den Tod des Helden.
Mehr ist da nicht zu vermelden.

Oder doch,
man suchte noch
das Loch
in Siegfrieds Unsterblichkeit.
Aber Giselher fand sich bereit
darüber Auskunft zu geben,
So ist das eben:

Ein Held ist ein Held
und ein Held der fällt
Wenn sich zur Liebe
der Haß gesellt.

Das Ende ist kurz
jeder kennt es, weiß Bescheid,
drum ist es Schnurz
jede Einzelheit
von Hagens Tat hier wiederzukäuen.
Siegfried mußte bereuen,
daß er, der so gut gebaute,
andern so schnell vertraute.

„Ein Held ist ein Held
und die ganze Welt
hat mit seinem Untergang gefehlt,“
gab man in ganz Burgund
kund
und
verordnete Trauerfeiern im ganzen Land
was Kriemhild gar nicht komisch fand.

„Ihr falschen Patrioten,
ihr dämlichen Idioten,
in eurem Rattennest,“
hagelte sie Protest,
„der Drachentöter,
Herzensflöter,
Schwerenöter
starb durch einen Straßenköter.
Ein Staatsmann der mit der Waffe denkt
hat noch niemals Geschichte eingerenkt.“

Nach überaus kurzem Brüten
begann sie furios zu Wüten.
Sie nahm das Schwert in beide Hände,
hob es an und äußerst behende
widersprach sie sich selbst mit Taten
und niemand roch den Braten.

Ohne nennenswerte Gegenwehr
schlug sie nach Köpfen, kreuz und quer,
spaltete hier, zermatschte dort
und keiner nahm ihr die Waffe fort.

Sie war´n allerdings nicht gänzlich doof
sonst hätte sie sicher entvölkert den Hof.
Bevor man ihr jedoch Einhalt gebot
war schon die ganze Führungsschicht tot.

Gunther, Hagen und Giselher,
die gab es nach alldem nicht mehr.
Erst ein Gast aus der Schweiz, Meister Hildebrand
ist der Furie nachgerannt,
nahm ihr das Schwert, hat sie selbst erschlagen
und die ganze Familie zu Grabe getragen.

Nach dieser grausamen Rachetat
wußte der Autor sich keinen Rat
als die Geschichte ausklingen zu lassen,
wahrscheinlich konnt er es selber nicht fassen.


Epilog

Damit die Saga endlich sei
ist sie an dieser Stell noch nicht vorbei
Was im Burgundenland geschah
liegt ja schon offenkundig da.
Was aber Brunhild widerfuhr,
davon fehlt uns jede Spur.

Wagten etwa die Kopisten
es nicht aufzulisten ?
Entzog sich ihrem Augenmerk,
daß hier ein Autor war am Werk,
der Brunhild gar nicht mochte,
auf ihr Verschwinden pochte ?
Hat Siegesmund der Heldenvater
nur geweint und was denn tat er ?
War Brunhild inzwischen Mutter gar,
fand sie das alles in Butter war ?
Hat Hildebrand den Schatz genommen
und ist damit nach Basel geschwommen ?
Fragen über Fragen
die am Ende der Geschichte alle offen lagen.
Sie wurden aber nicht gestellt
weil unsrem Held
mit ihrer Antwort das Vergessen
hätte im Nacken gesessen:

Ein Held der kein Geheimnis hat
den macht am End die Quote platt.

Wenn nach ihm gar die Wahrheit kommt
verändert sich das heldenhafte prompt
und wird, dem Eiferer zur Qual
völlig normal.
Das Leben ist eben
nur für den Einzelnen endlich
und wer die Welt zu seiner macht,
der handelt schändlich
Doch um der Wahrheit genüge zu tun,
hier ist sie nun:

Brunhild ist nach Isenland zurückgekehrt
und hat sich nicht über ihr Schicksal beschwert.
Mit ihr ging wahrscheinlich Siegfrieds Kind,
dem Krieger und Hort vererbt worden sind.
Von ihnen finden sich keine Berichte
in der folgenden blutigen Weltgeschichte.
So lernten sie aus all den Morden
und sind friedlicher geworden,
haben die Schätze sorgsam verteilt,
kein Krieg hat Island je ereilt.
Sie erreichten so was Siegfried nie tat,
sie gaben der Welt einen guten Rat,
der leider nicht überliefert ist,
in der Geschichte ist der Frieden nur Statist.

Ein Held ist ein Held
und ein Held der fällt
hat alle seine Fans vergällt.

Und ein Held der nicht nur in Not ist
der obendrein auch noch tot ist
dem ist es unmöglich
das was da täglich
an seinem Nachruf wird gestrikt,
zu messen mit dem was sich schickt
was nachweisbar, belegbar ist.
Nein, dazu bleibt ihm keine Frist.

Nur so konnte man den großen Strang des Nibelungenreigens
über tausend Jahre hüllen in den Mantel des Schweigens.

Jetzt aber, endlich ist die Wahrheit offenbar,
was immer ihr wußtet, dies Lied ist wahr.

(benötigt eine App für RSS Feeds, z.B. Follower, Feedly, Reeder …)