Es ist nötig

2023

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Vorgedicht

Hummeln im Garten (2022)

Hummeln im Garten,
wie schön, sie fliegen wieder,
die, die gar nicht fliegen dürften
mit ihrem angenehm
lebendigen Gesummmmm,
sie fliegen herum,
um die Blüten, die meinen Balkon
so hummelfreundlich machen.
Es sind nicht sehr viele
aber sie summeln
torkelnd, die Hummeln.
Eins aber irritiert mich doch
in dem, was ich da gewahr
heut ist mal grad
der 1. Januar

Ich war da auch. Ich habe Zigtausende gesehen, nah, weit und fern, Zigtausende habe ich nicht gesehen. Wer immer da konkrete Zahlen nennt ist ein/e VisionärIn. Wie man allerdings auf den Gedanken kommen kann, das seien 10.000 gewesen ist mir schleierhaft. Wahrscheinlich verwechseln die MedienvertreterInnen, die das posten die Lageberichte der Polizei, die ja auch nichts anderes sind als Werbeberichte in eigener Sache, mit faktischen Ergebnissen. Ich hab mal ein bißchen gezählt und hochgerechnet, das Fünffache ist nicht wirklich von der Hand zu weisen.
Was wäre wohl erst gewesen, wenn es keine Unwetterwarnung gegeben hätte, keine Regenfront, keinen Wind und Schlamm und unwegsame Wege.
Außerdem habe ich während des Zuges hin zum und auf dem Versammlungsplatz direkt keine (in Zahlen 0) Polizei gesehen, nix, nada - am Horizont ein paar verlorene Wannen, ein Hubschrauber in der Luft, weit oben, so hoch, daß der Wind wesentlich lauter war als der Rotor - wahrscheinlich so hoch, um das Gesamte überhaupt erfassen zu können.
Da war ich auch froh drum, denn so blieb es friedlich.
Es war bunt, sehr bunt, divers, sehr divers, keine Überzahl von irgendwas (außer den Kindern, die in den vielen Gruppen mit Erwachsenen doch in der Minderzahl blieben).
Und es war nötig.
Die angstverbrämte, krisen- und kriegsgerechtfertigte Sicht auf den Profit der Wenigen, das rechtswillige Vollstreckertum von Polizei und Innenministerium, der Irrsinn des Schlußstriches durch Weitermachen, dem musste man sich, wenn auch hilflos, entgegenstellen.
Lügen, Verunsicherungen, falsche Schlüsse – angefangen von der Warnung, ein Wasserrohrbruch hätte beim betreten der Abrisskante Lebensgefahr zur Folge (die Abrisskante ist mehrere 10 Kilometer lang), über die Schönrechnung der Kompromisslösung (8 Jahre weniger Kohleabbau bei gleicher Menge an verstromter Kohle, was soll das bringen?), bis hin zur gelenkten Informationspolitik der Konzerne (Exxon hat, wie die Zeitschrift “Science” berichtet, seit Ende der 70er Jahre in jährlichen internen Berichten die Folgen der Treibhausgasausstoßung für das Weltklima genauestens vorhergesagt, besser und genauer als andere unabhängige wissenschaftliche und staatliche Stellen. Über Jahrzehnte wussten sie bescheid. Im Gegenzug hat der Konzern allerdings genau das Gegenteil verbreitet, übertriebene Berechnungen angeprangert, die Selbstheilungskräfte der Systeme in den Vordergrund der Verlautbarungen, oder sollte man sagen der Verlügbarungen gestellt).
Es war nass und es war krass. Ein Hauch von Woodstock bei dem Wetter und der Lage, auf dem Weg auch ein wenig wie 2010 auf der A 40 im Ruhrgebiet. A propos, dort leben die Menschen ja auch in den nächsten Jahrhunderten weiter ganz nah dran an den Folgen der völlig verantwortungslosen Ausbeutung der Schätze aus dem Boden von Mutter Erde.
Mal ehrlich -
Wie kann man eigentlich im Jahre 2023 auf den Gedanken kommen, die Welt wäre ein endlos zu beackerndes Areal, das leid-, kosten- und folgenlos ausgebeutet, abgebaggert, abgetragen und gegen die Gesetze der Natur vergewaltigt werden könne ?
Wie kann man noch glauben, die Folgen blieben in unserem Vorgarten, den wir mit Spaten und Hacke wieder in Ordnung bringen könnten ?
Wie kann man den patriarchalen Strukturen noch die Hand halten, die das alles möglich machen – Rassismus, Frauenhass, Fortschrittsglaube, Paschaismus, Erziehung, Bastapolitik, u.v.a.m.

Warum nur machen wir nicht das, was nötig ist ?
Es wird doch sowieso kommen. Das “freie Fahrt für freie Bürger” wird fallen, der Individualverkehr wird versiegen, die Verschwendung von Ressourcen (ob Verkehr, Energie, Lebensmittel, Menschen, Lebenszeit) wird sich auch erledigen, wenn es dann doch irgendwann nicht mehr weitergeht.

Abschlußgedicht

Wir wissen alles

Wir wissen alles
Wir wissen wie das Wasser fließt
wie´s jedes Jahr auf´s neue sprießt
Wir wissen wie die Menschen ticken
wie sie heil die Welt erblicken
wir wissen wissenschaftlich was die Welt
im Innersten zusammenhält.

Wir wissen alles
wir wissen wie man Frieden hält
wir wissen um das böse Geld
wir lesen auf Elektrouhren
wann uns um die Ohren fliegen
die allzu hohen Temperaturen.

Was ist bloß
mit uns los.
wie kann das sein
daß uns der Schein
so gründlich trügt
und uns belügt.

Im Fall des Falles
wissen wir alles.
Alles liegt da,
offenbar,
doch wir verorten
mit kruden Worten
uns irgendwo
bloß nicht so,
daß es nützt
und uns schützt.

Guck wohin du willß
überall sind skills
zum Besseren vorhanden
die wir nur nicht fanden
als es sinnvoll war
und immer wieder
ist die Katastrophe da.

(benötigt eine App für RSS Feeds, z.B. Follower, Feedly, Reeder …)